Zähne aus Stammzellen

 

 

 

 

 

Züchtung neuer Zähne mit Stammzellen?

 

Die Stammzellenforschung hat auf vielen Gebieten rasante Fortschritte zur Züchtung neuer Gewebe- Muskel- und Knochenzellen gemacht – gibt es auch in der Zahnmedizin ähnliche Erfolge?

 

Wie am Deutschen Zahnärztetag 2010 in Frankfurt (10-13. November) berichtet wurde, ist die Stammzelltechnologie in Deutschland noch wenig bekannt und in der Praxis ohne Bedeutung. Außerhalb Deutschlands konnten jedoch aus fast allen Geweben aus dem Mundhöhlenbereich (Pulpa, Zahnhalteapparat, Zahnkeime mit Follikel, Kieferknochen, Mundschleimhaut, Kiefergelenk oder Speicheldrüsen) adulte Stammzellen isoliert werden, aus denen sich Zellarten wie Odontoblasten, Osteoblasten oder Epithelzellen ableiten lassen, deren regenerative Potenz weltweit intensiv beforscht wird. Aber auch andere reife Zellarten lassen sich im Prinzip so umprogrammieren, dass sie für dentale Anwendungen in etwas fernerer Zukunft einmal Bedeutung haben können. Inzwischen gibt es Stammzelldatenbanken in den USA (aber auch in einigen europäischen Ländern), die ihre Dienste für Forschungszwecke anbieten. Während jedoch die Anwendung von Knochenstammzellen für viele chirurgische Bereiche bereits schon weit fortgeschritten ist, kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht beurteilt werden, ob und wann es möglich sein könnte, Verfahren für funktionstüchtige, aus Stammzellen gezüchtete Zähne beim Menschen zum Einsatz zu bringen, was im Tierversuch ansatzweise bereits gelingt. So gelang es z.B. 2009 im Tierversuch zum ersten Mal eine Neubildung von Zähnen im lebenden Organismus (Maus) zu erzielen(1).

 

Wissenschafter des französischen Instituts Inserm verfügen auf experimenteller Ebene bereits über das Wissen, wie Ersatzzähne bei Mäusen hergestellt werden. Sie verwenden dazu Stammzellen aus dem Knochenmark, wobei der Zahn vor dem Einsetzen in einer Nährlösung gezüchtet wird. Diese "biologischen Zähne" wären exakte Nachbauten der normalen Zähne, teilten die Experten bei einem Kolloquium des französischen Instituts für Zahnforschung(1) (IFRO) mit.

 

Auch Britische Forscher haben in Tierversuchen nachgewiesen, dass sie mit Hilfe von Stammzellen neue Zähne züchten können[2], wobei als wesentlicher Vorteil hervorgehoben wird, dass ein nachgezüchteter Zahn nicht mehr als ein künstlicher Zahn kosten muss.

 

Insgesamt sollten die Hoffnungen jedoch nicht zu hoch geschraubt werden, auch wenn in den angegeben Quellen ein Zeitraum von 5 bis 10 Jahren anvisiert wird. Der Weg vom Tierversuch zur Anwendung beim Menschen dauert im allgemeinen wesentlich länger und ist besonders im Dentalbereich auch rein experimentell schwierig vorstellbar. Da die Anwendung von umprogrammierten Stammzellen in anderen Bereichen der Medizin jedoch wesentlich schneller „Standard“ sein wird, kann aus den dabei gewonnenen Erfahrungen vermutlich viel gelernt werden. Die Stammzellenforschung ist ein relativ junges Forschungsgebiet, wir sind heute ganz einfach zu ungeduldig und vergessen, dass z.B. in der Transplantationschirurgie die erste Herztransplantation an einem Hund schon 1905 erfolgte. 1967 gelang dann die ersten Herztransplantation durch Prof. Barnard, wobei die zu dieser Zeit die Patienten nur 1 bis 2 Jahre überlebten. Dass Herztransplantationen heute praktisch ein Routineeingriff mit hoher Lebenserwartung für die Patienten (Jahrzehnte) geworden sind, war erst seit der Entdeckung des Abstoßungsmedikamentes Cyclosporin A  möglich, das 1978 zum ersten Mal für eine Herztransplantation eingesetzt wurde.  

 

(AR)

 

(November 2010)

 

Quellen:

 

(1) "Forscher züchten Ersatzzähne aus Stammzellen":http://www.krone.at/Wissen/Forscher_zuechten_Ersatzzaehne_aus_Stammzellen-Biologischer_Zahn-Story-114761

 

(2) Neue Zähne aus Stammzellen“:http://zahnarztblaeser.de/news.html#N4 

 

 

 

 

Pharmaka sind Wirkstoffe für therapeutische oder diagnostische Zwecke, allerdings gilt der von Paracelsus (1493-1541) geprägte Satz:

 

„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei“.

 

Paracelsus machte sich bei seinen Vorlesungen in Basel oft unbeliebt weil er sie 1). auf deutsch hielt und 2). die vorherrschende Meinung der Humoralpathologie des Galen oft als Bücherweisheit medizinischer Gelehrter kritisierte.

 

 

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© Dr. Alfred Rhomberg