Akute Leukämie

 

 

 

 

Bildquelle: (c) Urheber: The Armed Forces Institute of Pathology (AFIP) - Publik Domain - Blasten bei AML

 

Aussichtsreiche Therapie gegen akute myeloische Leukämie wurde mittels der „Hairpin-Technologie" entdeckt

 

  

 

Im Österreichischen Rundfunk OE1 wurde vor kurzem über eine aussichtsreiche Therapie der besonders aggressiven Form von Leukämie, der AML (Akute myeloische Leukämie, allerdings ohne nähere Quellenangaben, berichtet. Die Basisinformation entstammt einer Arbeit aus „Nature", die am 3.August 2011 publiziert wurde (1)

AML ist eine gegen Chemotherapie resistente Form der Leukämie und daher bisher nicht heilbar.

 

Die Entdeckung gelang durch eine systematische Schwachstellenanalys mittels der von Johannes Zuber und seinem Kollegen Junwei Shi im Cold Spring Harbor Laboratory in New York optimierten Hairpin-Technologie. Für die systematische Analyse von 243 bekannten Chromatin-Regulatoren verwendeten die Wissenschaftler eine Methode, bei der kleine, wie Haarnadeln aussehende RNA-Moleküle verwendet werden, um größere Moleküle der mRNA (Messenger RNA) zu zerstören. Die mRNA ist für die Übertragung der Information vom Erbgut (DNA) zum Ribosom, der eigentlichen „Proteinfabrik, zuständig. Wird diese mRNA zerstört, kann das betreffende Gen nicht in ein Protein umgesetzt werden und wird dadurch ausgeschaltet.

 

In einer Studie der Forscher wurden Gene ausgeschaltet, die offenbar für das Überleben des Tumors erforderlich sind. Am geeignetsten zeigte sich dabei das Gen Brd4, nach dessen Unterdrückung sich eine deutliche Verbesserung des Krankheitsbildes herausstellte. Die Unterdrückung von Brd4 führte zum sofortigen Teilungsstopp bzw. zum Tod von Leukämiezellen und verlangsamte dadurch das Fortschreiten der Krankheit am Mausmodell signifikant.

 

Im Gegensatz zu anderen Übertragungen solcher Erkenntnisse auf den Menschen, könnte hier die Entwicklung einer Therapie gegen die menschliche AML wesentlich schneller gelingen. Von James Bradner am Bostoner Dana-Farber Cancer Institut wurde nämlich erst kürzlich der Inhibitor (JQI) gegen das entscheidende Gen Brd4 Inhibitor JQ1 entwickelt. Umfangreiche Tests haben gezeigt, dass JQ1 die Chromatinbindung von Brd4 vollständig blockiert und dadurch für die Behandlung von Leukämie (und möglicherweise auch anderen Krebsarten) geeignet ist, weil Brd4, das als Onkogen beteiligte MYC, bei der Entstehung von 50% aller Krebsarten beteiligt ist.

 

Diese Analysen wurden zum Großteil in Cold Spring Harbor durchgeführt, jedoch stammten entscheidende Beiträge auch aus Wien. Neben dem Aufbau seines eigenen Labors am IMP hat sich bereits eine erfolgversprechende Kooperation zwischen Johannes Zuber und der Forschungsgruppe von Peter Valent am Wiener AKH ergeben. .Nach dem Aufbau eines eigenen Labors am IMP (ForschungsInstitut für Moleculare Pathologie, Wien) durch Johannes Zuber hat sich inzwischen eine erfolgversprechende Kooperation zwischen Johannes Zuber und der Forschungsgruppe von Peter Valent am Wiener AKH ergeben. Nach Aussage von Johannes Zuber könnten bereits in kurzer Zeit klinische Studien erfolgen. (AR)

 

(07.08.2011)

 

(1) Quelle: RNAi screen identifies Brd4 as a therapeutic target in acute myeloid leukaemia

 

 

 

 

 

Pharmaka sind Wirkstoffe für therapeutische oder diagnostische Zwecke, allerdings gilt der von Paracelsus (1493-1541) geprägte Satz:

 

„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei“.

 

Paracelsus machte sich bei seinen Vorlesungen in Basel oft unbeliebt weil er sie 1). auf deutsch hielt und 2). die vorherrschende Meinung der Humoralpathologie des Galen oft als Bücherweisheit medizinischer Gelehrter kritisierte.

 

 

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© Dr. Alfred Rhomberg