Krebsstammzellen sind von Stat5 abhängig – ein neuer Leukämie-Therapieansatz?


 

 

 

Krebszellen brauchen, ebenso wie normale Körperzellen, Übertragungssignale für ihr Wachstum die über Wachstumsfaktoren empfangen werden. Das sind Botenstoffe, welche an Rezeptoren auf der Zelloberfläche andocken, den Rezeptor aktivieren und Signale ins Zellinnere senden, wo sogenannte STAT-Faktoren (STAT = Signal Transducers and Activators of Transcription) an die DNA weitergeleitet werden und die Zellteilung anregen (Transkription ist in der Genetik die Synthese von RNA anhand einer DNA als Vorlage). Diese Signalübertragung ist daher sowohl für die Entstehung, als auch für die Aufrechterhaltung von Krebs von Bedeutung.

 

Für Leukämien, bei denen das sogenannte Fusionsgen BCR-ABL(1) auftritt (das sind etwa 95 Prozent der chronisch myelotischen Leukämien und etwa 20 Prozent der akuten lymphatischen Leukämien bei Erwachsenen) konnten Andrea Hölbl und Christian Schuster aus dem Labor von Veronika Sexl (MedUni Wien) den Transkriptionsfaktor Stat5 als entscheidenden Faktor und möglichen therapeutischen Angriffspunkt identifizieren.

In einem Leukämiemodell an Mäusen, zeigten die WissenschaftlerInnen2, dass Stat5 und sein naher Verwandter Stat3 für die Entstehung dieser BCR-/ABL-induzierten Leukämien notwendig sind. Nach Etablierung der Leukämie ändert sich das Signalmuster der Leukämiezellen und Stat3 verliert seine Bedeutung. Ohne die vermittelten Signale durch Stat5 können die Zellen aber nicht überleben. Auch die Krebsstammzellen sind vom Transkriptionsfaktor Stat5 abhängig. Nachdem die Blockade von STAT5 im gesamten Organismus des Mausmodells überraschen gut toleriert wird und auch Mutationen von BCR-ABL von STAT5 abhängig blieben, sieht Veronika Sexl in den Versuchen einen Ansatzpunkt zur Entwicklung therapeutischer Strategien, die beim Transkriptasefaktor STAT5 ansetzen (derzeit etablierte Therapien können die leukämischen Stammzellen nur unzureichend eliminieren).

 

(AR)


(1) Fusionsgene sind Mischgene (Hybridgene) die aus ursrünglich getrennten Genen auf unterschiedliche Weise gebildet werden (z.B Translocation = durch Umordnung verursachte Chromosomenabnormalität). Oft sind Fusionsgene krebsauslösend (onkogen), wie z.B. das obengenannte BCR-ABL Gen

 

2 Quelle: bearbeitetes Abstract aus EMBO Molecular Medicine

 

 

(08.04.2010)

 

Pharmaka sind Wirkstoffe für therapeutische oder diagnostische Zwecke, allerdings gilt der von Paracelsus (1493-1541) geprägte Satz:

 

„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei“.

 

Paracelsus machte sich bei seinen Vorlesungen in Basel oft unbeliebt weil er sie 1). auf deutsch hielt und 2). die vorherrschende Meinung der Humoralpathologie des Galen oft als Bücherweisheit medizinischer Gelehrter kritisierte.

 

 

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© Dr. Alfred Rhomberg