Denosumab – ein monoklonaler vollhumaner Antikörper gegen Osteoporose

 

 


Knochen im Querschnitt, Public Domain (U.S. National Cancer Institute's Surveillance)

 

Osteoporose (Knochenschwund) ist eine der häufigsten Knochenerkrankungen im höheren Alter, sie jedoch tritt auch im jugendlichen Alter auf. Zu ca. 80 % sind allerdings Frauen nach der Menopause betroffen, deshalb hat die Gabe von Östrogen durchaus Erfolge gezeigt, gilt jedoch durch die erhöhte Krebsgefahr von Östrogen heute als obsolet. Stattdessen werden heute sogenannte SERMs (selektive Estrogenrezeptormodulatoren) angewendet, die obwohl sie keine Östrogene sind, die Osteoklasten hemmen und die gleiche Wirkung wie das weibliche Sexualhormon bezüglich der Hemmung des Knochenabbaus zeigen. Der Vorteil ist, das SERMs in erster Linie am Knochen stimulierend wirken, jedoch weniger im Brustgewebe oder der Gebärmutterschleimhaut aktiv sind.

 

Etwa seit den 80-iger Jahren gelten Biphosphonate noch immer als wirkungsvolle Pharmaka der ersten Wahl. Biphosponate wirken in zweierlei Hinsicht: sie hemmen einerseits die Mineralisierung der Knochensubstanz, andererseits wird der Knochenabbau durch Hemmung der Osteoklasten gehemmt. In Deutschland und Österreich sind die neueren Aminobiphosphonate Alendronsäure (Fosamax = Natriumsalz der Alendronsäure), Clodronat, Ibandronat, Risedronat und einige andere zugelassen, allerdings vertragen nicht alle PatientInnen diese Präparate.

 

Ein anderes Wirkprinzip hat das von den Nebenschilddrüsen hergestellte Parathormon, ein Peptid aus 84 Aminosäuren. Die Hauptfunktion von Parathormon beruht auf der Erhöhung der Calzium-Konzentration im Blutplasma. Generell ist zusätzlich (wie auch bei den Biphosphonaten) die Calziumaufnahme zusammen mit Vitamin D3 bei Osteoporose wichtig.

 

Seit 2010 ist mit Denosumab ein neuer humaner monoklonaler Antikörper gegen Osteoporose zugelassen. Seit längerer Zeit ist bekannt, dass die regelmäßige Erneuerung der Knochematrix auf einem komplexen Zusammenspiel von Osteoklasten (verantwortlich für den Knochenabbau und den Osteoblasten (verantwortlich für den Knochenaufbau) beruht, daneben spielen auch Osteozyten (einkernige Zellen die aus den Osteoblasten entstehen und im Ablauf der Osteogenese in Hohlräume zwischen der einzelnen Knochenlamellen eingelagert werden), sowie andere Faktoren eine gewichtige Rolle.

 

Hierzu ein Zitat aus E. Preisinger:

 

RANK/ RANK-Ligand/OPG – Ein neuer Therapieansatz in der Osteoporosebehandlung (2)

 

„Die Erforschung der Kopplungsmechanismen zur Osteoklastogenese, Knochenresorption und Remodellierung eröffnete neue mögliche Therapieansätze in der Behandlung der Osteoporose. Eine Schlüsselrolle beim Knochenabbau spielt der RANK- ("receptor activator of nuclear factor (NF)- κB"-) Ligand (RANKL). Durch die Bindung von RANKL an den Rezeptor RANK wird die Knochenresorption eingeleitet. OPG (Osteoprotegerin) sowie der für den klinischen Gebrauch entwickelte humane monoklonale Antikörper (IgG2) Denosumab blockieren die Bindung von RANK-Ligand an RANK und verhindern den Knochenabbau“ (Ende des Zitates).

 

Die im obigen Zitat geschilderten Zusammenhänge von RANK/RANKL/OPG führten zur Entwicklung des klinisch einsetzbaren RANKL-Inhibitors Denosumab, der zwar die Effekte von OPG imitiert, jedoch hoch selektiv ist und nicht an andere Vertreter der TNF-Familie (TNF=Tumornekrosefaktor) bindet. Im Gegensatz zu einer früher diskutierten RANKL-Hemmung durch ein rekombinantes OPG führt Denosumab auch nicht zu einer Immunsensibilisierung gegen OPG.


Die Forschung und Entwicklung von Denosumab wurde von der US-Bio-Technologie Firma Amgen in Zusammenarbeit mit anderen Labors erfolgreich abgeschlossen und führte nach guten klinischen Studienergebnissen 2010 zunächst zur Zulassung in den USA 2010 und 2013 in 27 europäischen Staaten für die Indikationen: (3).

 

► Zur Behandlung der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen mit erhöhtem Frakturrisiko

 

► Zur Behandlung eines Knochendichteverlustes durch eine hormonablative Therapie (Androgendeprivation) bei Männern mit Prostatakarzinom und erhöhtem Frakturrisiko.

 

(Vertriebsname: Prolia® (Amgen)

 

Über Nebenwirkungen siehe (4)

 

(AR)

(25.5.2013)

 

Quellen:

 

(1) http://www.medknowledge.de/neu/med/jahr/2006/I-2006-8-denosumab.htm

 

(2) Journal für Mineralstoffwechsel 2007, 14 (4): 144-145 http://www.kup.at/journals/inhalt/998.html bzw. http://www.kup.at/kup/pdf/6737.pdf

 

(3) http://endokrinologie.universimed.com/artikel/prolia%C2%AE-denosumab-der-europ%C3%A4ischen-union-zugelassen

 

(4) http://medikamente.onmeda.de/Medikament/Prolia+60mg+Injektionsl%F6sung+in+einer+Fertigspritze/med_nebenwirkungen-medikament-10.html

Pharmaka sind Wirkstoffe für therapeutische oder diagnostische Zwecke, allerdings gilt der von Paracelsus (1493-1541) geprägte Satz:

 

„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei“.

 

Paracelsus machte sich bei seinen Vorlesungen in Basel oft unbeliebt weil er sie 1). auf deutsch hielt und 2). die vorherrschende Meinung der Humoralpathologie des Galen oft als Bücherweisheit medizinischer Gelehrter kritisierte.

 

 

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© Dr. Alfred Rhomberg