Ocrevus®, Ocrelizumab – Zulassung gegen Multiple Sklerose
Der nachfolgende Beitrag ersetzt aufgrund seiner Aktualität einen früheren Beitrag dieses Magazins v. 8.5.2016)
Ocrelizumab hat jetzt nach einem beschleunigten Zulassungsverfahren die Zulassung der FDA in den USA gegen beide Formen von MS, der schubförmig-remittierenden Multiplen Sklerose und der primär progredienten Form erhalten. Die Substanz ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper der Firma Genentech (eine Tochter von Roche) (1). In Europa ist dieser Antikörper noch nicht zugelassen, die Zulassung wird aber erfahrungsgemäß nicht lange auf sich warten lassen.
Wirkungsweise
Der CD20-Antikörper (siehe Anm.) bindet spezifisch an CD20, das sich auf der Oberfläche von B-Zellen befindet und interagiert mit dem körpereigenen Immunsystem, um die CD20-positiven B-Zellen zu eliminieren, die bei der MS eine wichtige Rolle spielen. In zwei Phase-III-Studien erwies sich Ocrelizumab als wirksamer gegen das Fortschreiten der Erkrankung, als das zur Kontrolle gegebene Interferon beta-1a (Rebit®). (2)
Anm.: CD ist die Abkürzung von «Cluster of Differentiation» und bezeichnet immunphänotypische Oberflächenmerkmale von Zellen. CD20 ist ein aktiviertes glycolisiertes Phosphoprotein auf der Oberfläche von B-Zellen.
Ursprünglich wurde Ocrelizumab zur Behandlung von rheumatoider Arthritis entwickelt, diese Entwicklungen wurden wegen toxischer Begleiterscheinungen eingestellt. Die Studien zur Behandlung von Multipler Sklerose wurden jedoch weitergeführt. Es handelt sich dabei um eine Weiterentwicklung auf der Basis von Rituxizumab (siehe dieses Magazin), der ersten von der FDA (1997) zugelassenen Substanz gegen Krebs.
Nebenwirkungen
Als Immunsupressivum kann Ocrelizumab die typischen Nebenwirkungen dieser Substanzklasse durch Veränderungen der körpereigenen Abwehr wie z.B. grippeähnliche Nebenwirkungen, Kopf- und Knochenschmerzen und eine gesteigerte Infektanfälligkeit oder vereinzelt allergische Reaktionen aufweisen. Die Nebenwirkungen in den OPERA Studien (2) waren jedoch nicht größer als bei der Interferon-Vergleichssubstanz, die Substanz zeigte aber bemerkenswerte Verbesserungen gegenüber der Standardtherapie.
Darreichungsform: als intravenöse Infusion, die ersten zwei Infusionen müssen im Abstand von zwei Wochen erfolgen, danach sind nur einzelne nachfolgende Infusionen alle 24 Wochen erforderlich.
(AR)
(30.3.2017)
Quellen: u.a.
(1) «Finanz und Wirtschaft» v. 28.3.2017
(2) http://www.roche.com/de/media/store/releases/med-cor-2015-06-30.htm
http://www.roche.com/de/media/store/releases/med-cor-2015-10-08.htm