Lyme-Borreliose-Infektionen müssen ernst genommen werden

 

 

 

Lyme-Borelliose Sprirochäten, Public Domain, da das Bild von einer US-Gesundheitsbehörde stammt

 

In den Medien wird meist nur vor der Zecken-Meningitis gewarnt und die entsprechende Vorsorgeimpfung empfohlen. Gegen die ebenfalls von Zecken übertragene Lyme-Borreliose gibt es bisher in Europa noch keine Impfung beim Menschen¹. Leider wird diese Erkrankung inzwischen nicht nur von Zecken, sondern offenbar auch von anderen Insekten (z.B. Stechmücken) übertragen, wobei die Zahl der Infektionen in manchen Regionen Deutschlands und Österreichs relativ hoch ist. Da die Krankheit multisystemisch ist und nicht nur die Haut, sondern auch Nerven, Gelenke und andere Organe befällt, kann eine nicht austherapierte Borreliose zu schweren Schäden führen².

 

Erste Anzeichen

 

Das erste Anzeichen einer Infektion (Stadium I) ist ein roter Fleck auf der Haut, der zunächst unscheinbar ist, jedoch in wenigen Tagen zu einer Rötung von mehr als 5 cm wächst und meist scharf abgegrenzt ist. Die Abgrenzung kann auch ausbleiben, d.h. der rote Fleck verliert sich abnehmend in der nicht betroffenen Haut. Meist ist im Zentrum des Fleckes eine Bissstelle sichtbar. Bei diesen Symptomen kann es bleiben und die Rötung verschwindet nach mehreren Tagen, gelegentlich kommt es zu grippeartigen Beschwerden (Fieber, Mattigkeit, Gliederschmerzen – jedoch ohne Schnupfen oder Husten). Auch wenn diese Erscheinungen meist von selbst abheilen, ist Gefahr im Verzug. Die Erkrankung heilt nur scheinbar – in Wirklichkeit bleiben Borellien-Bakterien (gramnegative Bakterien) im Körper und können oft nach vielen Monaten erneut und diesmal zu ernsten Beschwerden führen. Es ist daher absolut wichtig, eine Borreliose bereits im Anfangsstadium mit Antibiotica (Penicillin oder Doxicyclin, einem Tetracyclin) ausreichend zu behandeln. Wer Penicillin gut verträgt sollte zunächst Penicillin vorziehen, wobei Ärzte/Ärztinnen leider die Penicillingabe oft viel zu kurz (14 Tage) ansetzen. Der/die PatientIn sollte unbedingt auf einer etwas längeren Gabe bestehen und nach etwa 30 Tagen einen Borreliose-Titer im Blut machen lassen, um sicher zu sein, ob die Erkrankung tatsächlich geheilt ist. Wird dies unterlassen, so kann dies schwerwiegende Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Nach einigen Monaten oder oft sogar wesentlich später, stellen sich Gelenksschmerzen ein, die von Ärztinnen/Ärzten, welche die Vorgeschichte nicht kennen, meist falsch (nämlich als rheumatische Erkrankung) eingeschätzt und behandelt werden.

 

Was ist die Folge?

 

Durch die Verkennung der Symptome kommt es zunehmend zu schwerwiegenden Folgen (Stadien II und III), die damit enden können, dass der/die PatientIn nur noch im Rollstuhl sitzen kann. Es ist nicht sicher, dass eine Borreliose im Stadium III überhaupt noch heilbar ist.

 

Würde die Erkrankung beim ersten Wiederauftreten richtig erkannt, müssten Antibiotica über lange Zeit (Monate) genommen werden. Es ist also besser, die Antibiotica-Behandlung gleich zu Beginn der Erstinfektion lange genug durchzuführen (mindestens 4 Wochen Penicillin oder Amoxycillin). Eigenartigerweise sind die breiter wirksamen Cephalosporine (eine Verbesserung des Penicillinmoleküls) weniger geeignet. Dagegen sprechen Tetracycline (besonders Doxicyclin) gut an und werden im allgemeinen auch gut vertragen.

 

Wichtig: Im Zweifelsfall ist möglichst früh eine Ärztin/ ein Arzt hinzuzuziehen und nach Abklingen der ersten Symptome nach etwa 4 Wochen ist eine Blutuntersuchung (Borreliose-Titer) unerlässlich. Als Labortests haben sich PCR Techniken (PCR=Polymerase Chain Reaction) und ELISA-Tests (Enzyme linked immunisorbent assay) bewährt, wpbei letztere Methode auf der Antikörper-Antigenreaktion beruht.

 

Insgesamt sind Borreliose-Erkrankungen, wie eingangs erwähnt, erheblich häufiger als Meningitis-Infektionen, gegen die frau/man sich impfen lassen kann³


¹ In den USA sind Impfstoffe für Menschen verfügbar, die in Europa nicht angewendet werden können, weil sie nur gegen Borrelia burgdorferi wirken, der einzigen Form die in den USA vorkommt. In Europa sind andere Borrelienarten (z.B. Borrelia afzelli und B. garitinii häufiger als B. burgdorferi.

 

² Im Bekanntenkreis des Autors gibt es mehrere Personen, bei denen die Erkrankung im Anfangsstadium übersehen wurde und die unter den im Beitrag geschilderten Folgeerscheinungen leiden.

 

³ Impfungen gegen Borreliose sind zumindest in der Veterinärmedizin inwischen bekannt, wobei die vorbeugende Wirkung noch nicht gesichert ist.

 

(AR)

(04.08.2010)

 

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© Dr. Alfred Rhomberg