Bevacizumab/ Avastin®
Bevacizumab – ein neuer Wirkstoff gegen Krebs und ein Beispiel für innovative Arzneimittelforschung
Bevacizumab ist kein Name für eine aztekische Gottheit, sondern der wissenschaftliche Name unter dem ein interessantes neues Mittel gegen Krebs in der medizinischen Literatur bekannt ist und in weiteren Studien untersucht wird. Der Wirkstoff wurde von Roche entwickelt und ist unter dem Namen Avastin® bei den meisten Zulassungsbehörden zuerst für die Behandlung von Dickdarmkrebs, inzwischen auch zur Therapie für Lungenkrebs, Brustkrebs, Nierenzellkrebs und Eierstockkrebs zugelassen worden.
Anm.: Bei der Arzneimittelzulassungen wird nicht der Wirkstoff an sich, sondern seine Wirkung und Anwendung gegen eine bestimmte Erkrankung zugelassen.
Wie wirkt Bevacizumab?
Bevacizumab ist ein monoklonaler Antikörper, d.h. ein immunologisch aktives Protein, aus der Gruppe der Immunglobuline ( IgG1), das an den Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF) bindet, einen Wachstumsfaktor der Gefäßneubildung. Die Angiogenese, d.h. die Neubildung von Blutgefäßen im menschlichen Körper, ist für das Fortschreiten zahlreicher Krebserkrankungen von großer Bedeutung. Durch die Blockade dieses Faktors wird das Gefäßwachstum innerhalb solider Tumore gehemmt. Jeder Tumor braucht für sein Wachstum Blutgefäße, wird eine Neubildung dieser Gefäße verhindert, so wird auch das Wachstum des Tumors verhindert, der Tumor kann sogar deutlich kleiner werden, sodass eine vorher unmögliche Operation doch noch möglich wird. Der neue Wirkstoff ist also in Kombination mit Chemotherapie ein deutlicher Fortschritt, um auch metastasierende Tumore wesentlich erfolgreicher behandeln zu können. Gute Erfolge sind auch bei Brustkrebs nachgewiesen, Studien zur Behandlung von Nierenkrebs und anderen Krebsformen (Bauchspeicheldrüse, Lungenkrebs und Eierstockkrebs) erfolgreich durchgeführt, was zur Zulassung des Wirkstoffes für die genannten Krebsformen in vielen Ländern führte. Allerdings ist Avastin© derzeit noch sehr teuer.
Eine neue Indikation ist die Behandlung der im Alter häufigen Netzhauterkrankung AMD (feuchte Makuladegeneration). Für diese Behandlung besteht zwar noch keine Zulassung, sie wird jedoch bereits häufig angewendet, wenn der Patient seine Einwilligung gibt. Eine mit Bevacizumab verwandte Substanz, das Ranibizumab (Lucentis®), ist in einigen Ländern und mittlerweile auch in Deutschland für die Verwendung in der Augenheilkunde zugelassen. Das Eiweißmolekül ist etwas kleiner als das des Bevacizumab und soll dadurch besser in die Netzhaut eindringen.
Avastin hat 2007 den Galenus-von Pergamon-Preis erhalten, einen Wissenschaftspreis für pharmazeutische Forschung in Deutschland.
(AR)
(Ergänzte Version 16.11.2012, erstmals in startblatt.net 2008 publiziert)