Neue Erkenntnisse zu LDL- und HDL-Cholesterin

 

Hohe HDL-Blutwerte verringern das Myocardinfarkt-Risiko nicht grundsätzlich


 

 

Low Density Lipoprotein (LDL) ist ein Vertreter mehrerer Klassen von Lipoproteinen und dient als Transportvehikel für im Blutplasma wasserunlösliche Substanzen wie Cholesterin, Cholesterinester, Triglyzeride, Fettsäuren, Phospholipide, aber auch fettlösliche Vitamine (z.B. Vitamin E und A).

 

Aus epidemiologischen Studien ist bekannt, dass bei erhöhten LDL Werten in der Blutdiagnostik ein kausaler Zusammenhang mit der Ausbildung einer Artheriosklerose und somit eine erhöhte Gefahr für Herzinfarkte besteht. Weltweit deuten Untersuchungen darauf hin, dass Blutwerte eine Konzentration von 115 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) nicht überschreiten sollte (die Ursache der Gefahr zu hoher LDL-Werte kann einem Wikipedia-Zitat (1) entnommen werden).

 

Umgekehrt werden hohe High Density Lipoproteinwerte (HDL) als Schutzwirkung gegen Herzinfarkte angesehen weil es überschüssiges Cholesterin aus den peripheren Geweben z.B.  aus den Wänden von Blutgefäßen, zurück zur Leber transportieren kann, wo das Cholesterin in Gallensäuren umgewandelt wird und über die Gallenflüssigkeit ausgeschieden wird. 

 

Nach einer neuen Arbeit im European Heart Journal von Günther Silbernagel et al (2) muss diese Sichtweise jetzt relativiert werden. Die WissenschaftlerInnen um Günther Silbernagel

aus Mannheim, Heidelberg, Hamburg und Bern haben festgestellt, dass die Schutzwirkung der HDL offenbar nachlässt, wenn bereits eine ausgedehnte Koronarkrankheit vorliegt. Sie untersuchten den Zusammenhang zwischen HDL-Cholesterin und Todesfällen im Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei den über 3.000 Teilnehmern der LURIC-Studie (Ludwigshafen Risk and Cardiovascular Health).

 

Ohne auf Einzelheiten dieser Studie einzugehen - diese sind in der angegebenen Literatur (2) ersichtlich, ergibt sich folgendes Bild:

 

Zu hohe LDL-Blutwerte sind nach wie vor ein Gefahrenzeichen und die Cholesterin- bzw. Trigyzeridwerte müssen durch entsprechende Pharmaka (in erster Linie Statine) behandelt werden. Hohe, d.h. günstige HDL Werte sind dagegen nur dann gegen einen Myocardinfarkt protektiv, wenn noch keine nachweisbare koronare Herzkrankheit vorliegt.

 

Zitat: „Bei Personen ohne nachweisbare koronare Herzkrankheit und hohem HDL-Cholesterin (über 42 mg/dl) ist die Sterberate über den Beobachtungszeitraum von etwa zehn Jahren um 63 Prozent niedriger als bei niedrigem HDL-Cholesterin (kleiner 34 mg/dl). Bei Patienten mit chronischer oder akuter Koronarkrankheit waren die Sterberaten jedoch nur um 19 bzw. 9 Prozent niedriger, wenn Patienten mit hohem HDL-Cholesterin mit solchen mit niedrigen Werten verglichen wurden“. Der Stoffwechselforscher Professor Dr. Winfried März warnt:

„Sind die Gefäße erst einmal in Mitleidenschaft gezogen, so kann ein hohes HDL offenbar nichts mehr ausrichten“.

 

Die Ergebnisse sind auch durch andere Studien belegt, siehe (2)

 

Gesunde Lebensführung und körperliche Aktivität sind nach wie vor wichtig, um koronaren Herzerkrankungen vorzubeugen.

 

Anm.: Näheres zu Lipoproteinen siehe (3)

 

(AR)

(31.10.2013)

 

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(1)  LDL ist durch pro-oxidative Metallkationen leicht oxidierbar und bildet dann oxidiertes LDL, wobei einerseits durch den Oxidationsvorgang fettlösliche Vitamine, insbesondere Vitamin E, verbraucht werden und anderseits einige  Tryptophan-Einheiten von apoB-100 oxidiert werden. Oxidiertes LDL wird in den Arterienwänden von Makrophagen ungehemmt und konzentrationsunabhängig aufgenommen (phagozytiert) und gespeichert. Diese Fettüberladung der Makrophagen führt zur Bildung von Schaumzellen, was in der medizinischen Forschung als eine der Ursachen für die Entstehung von Artheiosklerose betrachtet wird. (Zitat aus der Wikipedia-Enzyklopädie)

 

(2)  http://eurheartj.oxfordjournals.org/content/early/2013/09/07/eurheartj.eht343

 

(3) Näheres zu Lipoproteinen:  http://www.medizinfo.de/kardio/lipide/blutfette.htm

 

 

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© Dr. Alfred Rhomberg