Ebola – Therapieansätze (Stand Oktober 2014)

 

 

Ebola Virus, elektronenmikroskopische Aufnahme, © gemeinfrei: Public Health Image Library (PHIL)

 

 

Nachdem Ebola aus den Ursprungsgebieten in Afrika (Liberia, Sierra Leone Guinea) in einigen (noch wenigen Fällen) durch Reisende aus dem Ursprungsgebieten in andere Teile der Welt verschleppt wurde, ist die Angst auch bei uns groß und wird durch zahlreiche Expertenrunden und Diskussionen in den Medien weiter geschürt, was bis zur Hysterie ausarten kann. Muss man bereits von einer Pandemie sprechen? Sicher nicht, dazu ist die Zahl dieser „exportierten“ Fälle sicherlich zu klein (derzeit etwa 5 Fälle) zudem wurden Vorsichtsmaßen getroffen, dass es auch zu keiner Epidemie in unseren Breiten kommen wird.

 

Wir sollten uns in diesem Zusammenhang an die Zeit zu Beginn der HIV-Ängste (ab ca. 1981/82) erinnern, die deutlich mehr gerechtfertigt waren und die zum Teil durch verschleppte Gegenmaßnahmen (z.B. Prüfung von Blutplasma, Spenderblut) zu vielen unnötigen tödlichen Infektionen geführt hatten.

 

Anm.: Der Autor dieses Beitrags, damals Abteilungsleiter eines renommierten deutschen Pharmaunternehmens erinnert sich gut an eine 1981 zunächst verwirrende Nachricht, es gäbe eine neue Krankheit (AIDS), die alle Mitarbeiter unserer Forschung betreffen würde, die mit Blutseren arbeiten. Unsere Firma reagierte nach dieser Warnung Anfang 1982 sofort nach dem Bekanntwerden durch die WHO und beschloss Schutzmaßnahmen, sodass tatsächlich kein einziger Mitarbeiter durch das Arbeiten mit Blutseren in den Folgejahren infiziert wurde. 1983 wurde durch Luc Montagnier und Françoise Barré-Sinoussi vom Institut Pasteur und unabhängig davon von Robert Gallo (NIH in Bethesda) in der gleichen Ausgabe des Journals Science das HI-Virus bzw. die Ursache von AIDS beschrieben. Bereits 1984 begannen alle leitenden Forschungsmitarbeiter der Medizin, Chemie und Molekularbiologie bei Boehringer Mannheim mit Überlegungen, an Gegenmitteln zu arbeiten, was sich als extrem schwieriges und teures Unterfangen herausstellte, wobei der Durchbruch erst Hoffman-LaRoche gelang, nachdem Boehringer Mannheim 1997 von Roche übernommen wurde. Jedem Pharmaforscher ist spätestens seit dieser Zeit bekannt, wie schwierig und langwierig es ist, wirksame Therapeutika bei bestimmten Krankheiten, zu denen auch Ebola gehört, zu entwickeln.

 

Zurück zu Ebola:

 

In den Diskussionsrunden wird immer wieder die Ansicht vertreten, die Pharmaindustrie habe zu spät gehandelt und würde nur an Medikamenten arbeiten, die wirtschaftlich interessant sind und dass daher öffentliche Forschungseinrichtungen mit der Aufgabe der Herstellung eines Gegenmittels gegen Ebola betraut werden müssten. Dazu muss festgestellt werden, dass bisher noch kein HIV-Mittel oder kein modernes Krebsmittel durch öffentliche Forschungsanstalten allein entwickelt werden konnte, da diesen Einrichtungen das nötige Know How dazu fehlt. Es soll hier keineswegs die wissenschaftliche Kompetenz der universitären Forschung oder Forschungsanstalten in Frage gestellt werden, deren Forschung zur Ideenfindung für die Pharmaforschung extrem wichtig ist – was nach der „Idee“ bzw. der universitären Publikation folgen müsste, kann jedoch ohne das Know How großer Pharmaunternehmen kaum zu einsatzfähigen Therapeutika führen. Wünschbar wäre daher eine verbessere Zusammenarbeit, die u.a. mit Max Plank Instituten und einigen anderen Instituten seit langer Zeit besteht und gute Erfolge zeitigt.

 

Welche Ebola-Therapieansätze gibt es derzeit?

 

1. Zmapp -  siehe dieses Magazin „Zmapp“ – ein wirksames Serum gegen Infektionen mit dem Ebolavirus?

 

Aufgrund der schwierigen Herstellbarkeit ist das Serum bis auf Weiteres nicht verfügbar – die letzten Reserven sind aufgebraucht. Zwei mit dem Serum in den USA behandelte Patienten, die sich in Nigeria angesteckt hatten, wurden geheilt. Der effektive Wirkungsnachweis ist noch nicht in Humanstudien erwiesen (es könnte sich auch um Zufallsheilungen gehandelt haben, auch wenn das Serum bei Primaten wirksam ist).

 

2. Favipiravir: Das Influenza-Mittel Favipiravir (T-705) der japanischen Firma Toyama Chemical (zum FujiKonzern gehörig) könnte gegen Ebola wirken, weil es das Enzym RNA-Polymerase hemmt und viele Viren, darunter das Ebolavirus dieses Enzym benötigen um ihre Gene in eine Boten-RNA die von den Ribosomen der Zellen akzeptiert wird, zu transkribieren. Durch Favipiravir wird dieser Mechanismus verhindert und die Virusreplikation unterbrochen. Das Molekül wurde 2002 entwickelt, hat die klinischen Studien durchlaufen, in den USA wird eine Zulassung unter dem Namen Avigan als Influenzamittel durch die Firma MediVector beantragt. Bezüglich Ebola wurde in Antiviral Research (2014: 105: 17-21) eine tierexperimentelle Studie von Forschern des Bernhard-Nocht-Institutes zu dieser Substanz veröffentlicht (1).

 

3. TKM-Ebola Medikament

 

Der kanadische Hersteller des Medikaments TKM-Ebola (Tekmira) warnt vor zu großer Hoffnung bei TKM. Das Mittel zielt ebenfalls auf die genetische Beschaffenheit des Virus ab, sei aber noch nicht für den Einsatz in Afrika bereit, wie das Unternehmen mitteilte (2,3,4) .

 

4. Fremdblutübertragung von Patienten, die Ebola überstanden haben

 

Patienten enthalten nach überstandener Ebola-Erkrankung Antikörper, die bei Ebola Erkrankten wirksam sein könnten. Die Gefahr bei dieser Fremdblutbehandlung ist allerdings groß, da das Blut auch HI-Viren und andere Keime tropischer Krankheiten enthalten kann, die einen durch Ebola ohnehin geschwächten Organismus weiter schädigen könnten.

Die bei Blutplasma seit langem übliche Desaktivierung von HI-Viren durch Erhitzen ist hier nicht möglich, da dadurch auch die erwünschten Antigene zerstört würden.

 

Anm.: In den Anfangsjahren nach Bekanntwerden des HI-Virus wurde nach der Entwicklung von HIV-Tests bekannt, dass in deutschen Blutbanken tatsächlich viele Blutplasma-Chargen durch HIV verseucht waren, weshalb ein großer Personenkreis (z.B. alle Hämophilie-Patienten - Hämophilie ist eine Erbkrankheit) von Blutspenden ausgeschlossen wurde.

 

Ein gangbarer, jedoch äußerst zeitraubender und kostspieliger Weg wäre es, die Antikörper von Ebola-Erkrankten zu isolieren und nach den Methoden zur Herstellung monoklonaler Antikörper zu vervielfältigen. Es würde allerdings viele Jahre brauchen, bis klinische Studien eine Zulassung solcher Therapeutika rechtfertigen würden.

 

Resumée

 

1.Es gibt derzeit kein wirksames Medikament oder eine vorbeugende Impfung gegen Ebola.

  1. Ebola-Ursprungsländer sollten als Urlaubsziele vermieden werden.
  2. Es besteht vermutlich keine Gefahr, das eine durch Ebola infizierte Person, andere Personen ansteckt solange noch keine Ebola Symptome aufgetreten sind.
  3. Nach Flügen aus Ebola Ursprungsländern müssen die Flugpassagiere insbesondere auf Fiebersymptome untersucht werden.
  4. Personen mit Fiebersymptomen insbesondere mit Blutungen (hämorrhagisches Fieber) müssen in Isolierstationen zunächst so weit untersucht werden, um festzustellen, dass es sich wirlich um Ebola handelt (Untersuchung des Blutes und anderer Körperflüssigkeiten auf Ebolaviren). Dabei ist es wichtig, andere Krankheiten mit Fiebersymptomen (z.B. Gelbfieber oder Malaria) nicht zu übersehen.
  5. Der Übertragungsweg von Ebola ist weitgehend unbekannt, offenbar kann die Übertragung auch von Gegenständen ausgehen, die ein Ebola-Erkrankter berührt hat.
  6. In einem Versuch 2012 übertrugen Wildschweine, ohne direkten Kontakt nur durch Tröpfcheninfektion, Ebolaviren an Primaten, ohne dabei selbst tödlich zu erkranken, womit auch sie in Verdacht geraten, größere, alljährliche Epidemien in Afrika auszulösen (Zitat: Wikipedia Enzyklopedie).
  7. Alle derzeitigen Behandlungsversuche erfordern eine größere Risikobereitschaft, wie dies bei Zmapp aufgrund der Notfallsituation von der WHO auch zugestanden wurde – immerhin lagen keine Humanversuche oder gar klinische Studien vor.

 

Zum Wirkmechanismus ist bisher nur so viel bekannt, dass das „Zaire-Ebolavirus“ über einen bisher unbekannten Membranrezeptor der Rezeptor-Tyrosinkinase-Klasse das Enzym Phosphoinositid-3-Kinase (PI3K) aktiviert und eine Initialisierung in Zellen bewirkt. Inhibitoren der PI3K verhinderten die Infektion in Zellkulturversuchen. Dieses Wissen könnte weitere zukünftige Therapiemöglichkeiten erschließen, die jedoch aus den oben beschriebenen Gründen viele Jahre Forschungs- und Entwicklungsarbeit benötigten.

 

(AR)

(3.10.2014)

 

Quellen:

 

(1) http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/59876/Favipiravir-Grippe-Mittel-koennte-gegen-Ebola-wirken

(2) http://www.tt.com/home/9011797-91/ebola---%C3%A4rzte-patient-in-usa-mit-neuem-mittel-tkm-ebola-behandelt.csp

(3) http://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2014-08/ebola-gegenmittel-tekmira-mapp

(4) http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2014-08/ebola-medikament-kanada

 

 

 

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