Valproinsäure verbessert die Wirksamkeit von Parvoviren gegen Krebs

 


Valproinsäure (Public Domain)

 

 

Das kleine chemische Molekül Valproinsäure wurde als nicht natürliche Carbonsäure bereits 1881 synthetisiert, jedoch wurden seine pharmakologischen Eigenschaften erst 1962 (eher zufällig) entdeckt. Seit einiger Zeit wird Valproinsäure als Mittel gegen generalisierte Epilepsie eingesetzt, weil es pharmakologisch offenbar eine Blockade von erregenden Ionenkanälen und zudem die Wirkung des hemmenden Neurotransmitters GABA verstärkt (GABA steht für den Neurotransmitter Gamma-Aminobuttersäure).


Nachdem Valproinsäure auch zu den Histon- Deacetylase-Inhibitoren gehört, macht dies die Substanz auch für die Krebstherapie interessant, weil durch Acetylierungen Zellen und die Aktivität von Genen verändert werden können.

Hierzu gibt es jetzt interessante Arbeiten von WissenschaftlerInnen des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg, erstmals online am 17. September 2013 im Fachmagazin EMBO-Molecular Medicine publiziert(1) und die Pressemitteilung(2), aus denen hervorgeht, dass Valproinsäure die Wirksamkeit von Parvoviren als Kombinationstherapie gegen Krebs verbessern kann.


(Anm.: Parvoviren tragen als einzige humanpathogene Viren ein einzelsträngiges DNA-Genom. Sie sind unbehüllt und deshalb sehr resistent gegen äußere Einflüsse).


Parvoviren verursachen beim Menschen zwar keine Krankheitssymptome, können jedoch Krebszellen befallen und abtöten, ein Prozess, der durch Valproinsäure verstärkt wird, weil  durch diesen Säure die Parvoviren schneller vermehrt werden. U.a. wurden auf Ratten übertragene Bauchspeicheldrüsen- und Gebärmutterhalstumoren durch die Viren in Kombination mit Valproinsäure teiweise vollständig zurückgebildet. Ohne Valproinsäure ließ sich der Krebs selbst bei enormen Dosissteigerungen des Parvovirus nicht zurückdrängen.

 

Die WissenschaftlerInnen des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) arbeiteten seit 1992  zunächst nur an Versuchen mit Parvoviren, um eine Therapie gegen Glioblastome (aggressive Hirntumoren) zu finden, wobei in der Neurochirurgischen Universitätsklinik Heidelberg seit 2011 erstmals eine Studie zur Sicherheit der Therapie mit Parvovirus H1 erprobt wird. Die Ergebnisse in einer vorklinischen Studie zur Behandlung von Hirntumoren waren nach Dr. Antonio Marchini (DKFZ) vielversprechend, der krebsabtötende Effekt mit Parvoviren ist jedoch bei anderen Krebsarten weniger stark ausgeprägt, daher wurde nach Möglichkeiten gesucht, die Wirksamkeit von Parvoviren zu verstärken. Dabei stießen die Virologen u.a. auf das Epilepsie-Medikament Valproinsäure und erklären dessen verstärkende Wirkung durch die oben geschilderte Vermehrung des Parvovirus und die dadurch beschleunigte Abtötung von Krebszellen.

 

Nach Dr. Antonio Marchini ermöglicht der synergistische Effekt von Parvoviren und Valproinsäure, die Dosierung der Viren und von Valproinsäure so zu senken, dass keine ernsten Nebenwirkungen zu befürchten sind. Die Ergebnisse zeigen, dass es sich lohnt das Potenzial dieser Kombinationstherapie in Hinblick auf die Behandlung schwerer Krebserkrankungen weiter zu prüfen.

 

(AR)

(17.10.2013)

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Quellen:

(1) http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/emmm.201302796/abstract

(2) http://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2013/dkfz-pm-13-50-Medikament-aktiviert-Virus-gegen-Krebs.php

 


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Pharmaka sind Wirkstoffe für therapeutische oder diagnostische Zwecke, allerdings gilt der von Paracelsus (1493-1541) geprägte Satz:

 

„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei“.

 

Paracelsus machte sich bei seinen Vorlesungen in Basel oft unbeliebt weil er sie 1). auf deutsch hielt und 2). die vorherrschende Meinung der Humoralpathologie des Galen oft als Bücherweisheit medizinischer Gelehrter kritisierte.

 

 

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© Dr. Alfred Rhomberg