Adalimumab (Humira®) – gegen rheumatoide Arthritis und Psiorasis-Arthritis

 

Adalimumab,Structure, Public Domain

 

 

Humira® ist ein rekombinater humaner Antikörper vom IgG1-Typ, dessen Zulassung in Europa bereits 2003 erfolgte. Trotzdem hätte jeder Pharmakonzern ein derartiges Medikament im Angebot, obwohl die Patente bald ablaufen -das BioPharma-Unternehmen AbbVie wurde 2013 als Abspaltung von Abbot Laboratories gegründet (s. Anm.) fürchtet Nachahmerpräparate nach Ablaufen dees Patentes deswegen nicht, weil die Herstellung von voll humanen Antikörpern ein enormes Know How verlangt, über welches Nachahmerfirmen nicht verfügen.

 

Anm.: Adalimumab wurde in Zusammenarbeit zwischen dem britischen Biotechnologieunternehmen Cambridge Antibody Technology (heute Teil von AstraZeneca ) und dem Pharmaunternehmen BASF-Knoll Pharma, heute Abbott Laboratories, identifiziert und optimiert.

 

Wirkunsmechanismaus

 

Der Antikörper Adalimumab bindet hochspezifisch an das Zytokin Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α) und neutralisiert dessen Wirkung. 

 

Anm.: Bei entzündlichen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis liegt TNF-α in erhöhter Konzentration vor,  die Neutralisierung von TNF-α durch Adalimumab führt daher zu einer raschen Besserung verschiedener Entzündungsparameter wie C-reaktives Protein und Interleukin 6.  

 

Im Gegensatz zu vielen anderen Antikörpern wurde Adalimumab durch Phagen-Display (siehe Anm.) aus einer Bank humaner Immunglobulinsequenzen identifiziert. Adalimumab ist somit ein "vollständig humaner" Antikörper. Das bedeutet, dass die codierenden Sequenzen keine klonierten Elemente aus anderen Spezies enthalten.

 

Anm.: (zitiert aus der Wikipedia-Enzyklopedie: „Phagen-Display“). Das Prinzip des molekularen Displays basiert auf dem gemeinsamen Vorkommen eines Proteins und seiner codierenden DNA in einem Partikel  (in diesem Falle sind es Bakteriophagen), wodurch anhand der Bindung an ein bereits vorliegendes Protein (oder anderes Molekül) ein Interaktionspartner aus einer Mischung von transgenen Bakteriophagen isoliert werden kann, dessen DNA dann ebenso vorliegt. Die dem rekombinanten Oberflächenprotein entsprechende DNA-Sequenz wird anschließend extrahiert, per PCR vervielfältigt und per DNA-Sequenzierung sequenziert. Über den genetischen Code ist dann auch die Aminosäuresequenz des bindenden Proteins bekannt.

 

Nebenwirkungen

 

Abgesehen von Reaktionen an der Einstichstelle (Schmerzen, Rötungen, Juckreiz) können Knochen- und Muskelschmerzen auftreten. Relativ häufig sind Veränderungen des Blutbilds (Verringerung der Leukozyten, Anämie) und opportunistische Infektionen, es können auch maligne Lymphome auftreten, weshalb Kontrollen durch Hautärzte und Frauenärzte erforderlich sind (1).

 

Markt

 

Trotz des hohen Preises (ca. 1000 Euro für eine Injektion) gehört Humira zu den meist verkauften monoklonalen Antikörpern (allerdings nicht in Deutschland oder Österreich). Adalimumab wurde in der EU auch unter dem Markennamen Trudexa zugelassen, aber nie in den Verkehr gebracht. 2007 hat Abbott die Marktzulassung für Trudexa freiwillig aus kommerziellen Gründen aufgegeben. Laut Abbott wurde der Umsatz für Humira® der Firma  AbbVie letztes Jahr (2013) auf ca. 18 Milliarden Dollar angegeben (2).

 

(AR)

(16.9.2014)

 

Quellen u.a.

 

(1)  http://www.akdae.de/Arzneimitteltherapie/NA/Archiv/201305-Humira.pdf

(2)  http://www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/unternehmen/article/808938/humira-kommt-kuenftig-abbvie.html

 

Pharmaka sind Wirkstoffe für therapeutische oder diagnostische Zwecke, allerdings gilt der von Paracelsus (1493-1541) geprägte Satz:

 

„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei“.

 

Paracelsus machte sich bei seinen Vorlesungen in Basel oft unbeliebt weil er sie 1). auf deutsch hielt und 2). die vorherrschende Meinung der Humoralpathologie des Galen oft als Bücherweisheit medizinischer Gelehrter kritisierte.

 

 

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© Dr. Alfred Rhomberg